Ethik

Die Ethik ist zunächst einmal eine der ältesten Abteilungen innerhalb der Philosophie (z.B. Aristoteles’ Nikomachische Ethik). Im Zuge der Verwissenschaftlichung von Philosophie seit den frühen Jahren der Neuzeit ist sie eine eigene wissenschaftliche Disziplin geworden, wenn auch reine Lehrstühle für Ethik an Universitäten und Hochschulen heute noch recht selten sind. Im Bereich der Theologie gibt es seit vielen Jahrhunderten das Fach der Moraltheologie, das von vielen Vertreterinnen und Vertretern seit dem 19, Jh. auch immer wieder theologische Ethik genannt wird. Für viele ist sie aber auch Teilbereich der Soziologie, oder der Psychologie, oder der Handlungs- und Kommunikationstheorie usw.. Wir kennen zudem Medizinethik und Pflegeethik, die meist einen Teil der philosophie-geschichtlich angesammelten Lehrinhalte in Kurzform aufgreifen und rekapitulieren und als Handlungswissen für den Gesundheits- und Sozialbereich - im Sinne angewandter Ethik - anbieten wollen. Dann gibt es die Wirtschaftsethik, die von dem, was man unter unternehmerischer Ethik versteht, zu unterscheiden ist. Erstere stellt ethische Handlungsweisen der Nutzung von Markt- und Produktionsmechanismen dar, letztere zielt mehr auf das Ethos des Unternehmers, der seine Geschäftsaktivität auch nach ethischen Grundsätzen gestaltet und durchträgt. Zu nennen ist als letztes hier die Anführung von Ethik im modernen Marketing und in der Politik.

Die Bundes-Akademie lernende Organisation geht bei allen ihren Aktivitäten im Feld der Ethik nicht davon aus, dass die Praxisrelevanz der Ethik in der Verbreitung der philosophie-geschichtlich unzählbar wiederholbaren Theoriegebäuden, Moralsystemen, Prinzipiensätzen und Regelwerken liegt. Ethik ist in seiner praxisbezogenen Wirksamkeit in erster Linie kein Wissen, sondern ein Handeln nach festen Grundsätzen der Persönlichkeitsentwicklung und -präsenz. Dieses Handeln ist als Können eine heute in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens benötigte Kernkompetenz, die man aber nicht in einem ethisch „richtigen“ Theoriewissen einfach so haben, sondern gewissermaßen im Anwendungsmodus des eigenen Lebens nur leben kann. Sie ist die Gestaltungskraft für alle entscheidungsbezogenen Wirk- und Handlungsfelder und als solche im Sinne eines lebenslangen Lernens erlernbar. In Organisationen und Einrichtungen ist sie in nachhaltigen Kulturentwicklungsprozessen implementierbar.

Die Bundes-Akademie lernende Organisation befasst sich in diesem Sinne fast ausschließlich mit der Gestaltung und Implementierung von Handlungskompetenz in wirksamen Organisationen. Hierbei arbeitet die Ethik als dem zentralen Wirkelement einer organisationsspezifischen Kulturentwicklung zu.

Die Bundes-Akademie lernende Organisation befasst sich mit Ethik- und Organisationsforschung und mit einer Ethik der Forschenden.